top of page

Die Wahrheit hinter den Bildern – warum wir Wahrnehmungen romantisieren

  • jana-welsch
  • 26. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

ree

Wenn man „Neugeborenenfotografie“ oder „Babybauchshooting“ googelt, stößt man oft auf Bilder, die perfekt wirken. Alles ist ruhig, das Licht weich, das Baby liegt friedlich in einem Körbchen, die Eltern lachen entspannt in die Kamera. Alles sieht leicht aus, mühelos, harmonisch. Und ich empfinde dafür immer tiefste Bewunderung. Diese Art der Fotografie hat ihre Berechtigung, sie erzählt auf ihre Weise von Schönheit, Ruhe und Perfektion.


Und dann sitzt man selbst zuhause, das Baby schreit seit Stunden, Milchflecken ziehen sich über die Kleidung, die Wohnung ist ein Chaos, und das ältere Geschwisterkind fordert plötzlich die gesamte Aufmerksamkeit. Der Körper der Mutter erinnert sich noch an die Geburt, die Nachwehen ziehen durch den Unterleib, und die Hormone fahren Achterbahn. Man spürt, wie man Teile von sich selbst verliert und sie gleichzeitig Stück für Stück neu zusammensetzt, während der Schlafentzug alles noch intensiver macht. Und trotzdem ist da diese unbändige Liebe, die alles zusammenhält.


Wir romantisieren Realität


Wir alle tun es. Wir romantisieren Lebensphasen, Erlebnisse, auch die Elternschaft. Instagram, Google, Familienalben. Sie zeigen meist nur die Highlights. Kein Wunder, dass wir uns manchmal unzulänglich fühlen, dass wir denken, etwas sei „falsch mit uns“.


Doch gerade in diesen ersten Wochen steckt die Wahrheit. In den Momenten, in denen wir verzweifelt versuchen, das Baby zu beruhigen, während wir selbst an der Grenze unserer Kräfte stehen. In den Stillmomenten, wenn wir weinen, lachen oder einfach nur durchhalten. In den winzigen Pausen, wenn wir kurz verschnaufen, und trotzdem das Herz vor Liebe überquillt. Diese Momente sind die, die wirklich zählen...die später erzählen, wie wir als Eltern wirklich waren.


Sichtbarkeit neu denken


Als Fotografin habe ich gelernt: Wir können steuern, welche Geschichten sichtbar werden. Wir können nicht nur die „perfekten“ Bilder zeigen, sondern auch die ungeschönten, rohen, chaotischen Augenblicke und sie wertfrei dokumentieren.


Wenn wir diese Ganzheitlichkeit sichtbar machen, entsteht ein anderes Bild von Elternschaft: eines, das nicht idealisiert, sondern menschlich ist. Eines, das zeigt: Alles darf sein. Alles ist richtig. Niemand ist „falsch“, nur weil nicht jeder Moment nach Hochglanz aussieht.


Die Kraft der Authentizität


Wenn wir lernen, die Realität in ihrer ganzen Tiefe zu sehen, verändert sich nicht nur die Wahrnehmung anderer, sondern auch unsere eigene. Wir fühlen uns entlastet, weil wir erkennen: Wir sind nicht allein mit unseren Tränen, unserem Schlafentzug, unserem müden Körper.


Die unperfekten Momente, die Milchflecken auf dem T-Shirt, das Baby, das plötzlich schreit, während wir versuchen, das Geschwisterkind zu beruhigen, die stillen Nächte, in denen wir zusammenbrechen und uns gleichzeitig finden. G

enau diese Szenen erzählen eine Geschichte, die später wirklich wertvoll ist.


Sie erzählen: So waren wir. So haben wir gelebt. So haben wir geliebt.


Und vielleicht ist die wichtigste Lektion: Es geht nicht darum, etwas perfekt darzustellen. Es geht darum, die Wahrheit in ihrer ganzen Schönheit, ihrem ganzen Chaos und ihrer ganzen Verletzlichkeit zu zeigen.

Kommentare


bottom of page