Echt. Authentisch. Wahr? Ein paar Gedanken über Fotografie und das, was bleibt.
- jana-welsch
- 14. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Foto: Margarita An Fotografie
Ich habe gestern eine Fotogalerie von meiner liebsten Kollegin und Freundin Margarita bekommen.
Und beim Durchklicken hatte ich Tränen in den Augen.
Da war ich mit meiner Tochter.
So, wie wir sind.
Nichts gestellt. Nichts geglättet.
Nur wir.
Ich hab mich gesehen. So wirklich gesehen!
Nicht „gut getroffen“. Nicht „vorteilhaft“.
Sondern so, wie es sich anfühlt, uns zu leben.
Mit jeder kleinen Geste, jedem unausgesprochenen Blick, jeder Nuance dazwischen.
Und dann kam da wieder diese Frage hoch, beim Betrachten der Fotos:
Vor ein paar Wochen war ich in einem Live mit Chiara und Marcia Fotografie.
Wir haben über diese Worte gesprochen, die wir alle so oft benutzen:
„authentisch“ und „echt“.
Worte, die sich so richtig anfühlen.
Und doch… was bedeuten sie eigentlich noch?
Denn beide, dokumentarische und Lifestyle-Fotografinnen, nutzen sie.
Und plötzlich ist „authentisch“ überall.
In jeder Bildbeschreibung, in jeder Überschrift.
Aber ist etwas noch echt, wenn ich die Haarsträhne aus dem Gesicht streiche,
den Pullover glattziehe, die Decke zurechtrücke, bevor ich den Auslöser drücke?
Wenn ich sage: „Stell dich mal ans Fenster, da ist das Licht schöner.“
Wenn ich einen Moment ein kleines bisschen „richte“ –
ist er dann schon nicht mehr wahr?
Diese Fragen beschäftigen mich.
Nicht, weil ich eine Antwort habe, sondern, weil sie wichtig sind, um das, was wir tun, bewusst zu leben.
Ich glaube, es geht nicht darum, ob etwas inszeniert ist oder nicht.
Sondern warum.
Warum greife ich ein?
Warum möchte ich etwas verändern oder festhalten?
Ist es, weil ich etwas Bestimmtes zeigen möchte
oder weil ich Angst habe, dass der Moment sonst zu gewöhnlich wirkt?
Vielleicht ist „echt“ nicht das Gegenteil von „inszeniert“.
Vielleicht ist „echt“ das, was bleibt, wenn wir aufhören, gefallen zu wollen.
Vielleicht ist Echtheit kein Stil.
Sondern eine Haltung.
Und während ich diese Galerie betrachte, sehe ich es wieder:
Wie meine Tochter mich ansieht, mit dieser reinen, unerschütterlichen Ehrlichkeit.
Wie ich ihr die Haare aus dem Gesicht streiche.
Wie da keine perfekte Pose ist: nur WIR.
Und ich denke mir:
Wenn das nicht echt ist, was dann?
Ich möchte dich gar nicht mit Antworten zurücklassen.
Nur mit Fragen.
Was bedeutet echt für dich?
Wann fühlst du dich gesehen. Also so WIRKLICH gesehen?
Und was würdest du festhalten wollen, wenn niemand hinschaut?




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