Lächeln für die Kamera und was wir unseren Kindern wirklich vermitteln
- jana-welsch
- 26. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Wenn wir Kinder ständig auffordern, in die Kamera zu lächeln, passiert etwas, das wir oft gar nicht bewusst wahrnehmen: Wir vermitteln ihnen, dass nur Freude sichtbar sein darf, dass Gefühle wie Wut, Müdigkeit oder Traurigkeit nicht festgehalten werden sollten.
In der klassischen Neugeborenenfotografie oder beim Familienshooting sieht man häufig Bilder voller Lächeln und Glück. Und ja, diese Bilder sind wunderschön. Sie haben ihre Berechtigung.
Was wir Kindern unbewusst sagen
Wenn wir ein Kind ständig zum Lächeln bringen, lernen sie: „Nur, wenn ich glücklich wirke, zählt mein Moment.“ Das mag subtil erscheinen, hat aber Wirkung: Kinder beginnen, ihre eigenen Emotionen zu filtern, sich anzupassen, Gefühle zurückzuhalten, die gerade echt sind.
Ich erinnere mich an eine Familienreportage, in der das ältere Geschwisterkind immer wieder müde, trotzig oder überfordert wirkte. Jedes Mal, wenn ich einfach abwartete und die Kamera losließ, fingen die authentischen Momente an zu leuchten: ein müdes Gähnen, eine verzweifelte Geste, ein leises Lachen, das aus dem echten Alltag kam. Diese Bilder erzählten mehr über die Familie als jedes gestellte Lächeln.
Weniger inszenieren, mehr wahrnehmen
Bei meinen Reportagen ermutige ich Eltern dazu loszulassen. Ich halte fest, was gerade passiert: die echten Reaktionen, die echten Gefühle, das Zusammensein, so wie es ist. Wenn ein Kind weint, wütend ist, einschläft, spielt oder sich ankuschelt, entstehen die Bilder, die später wirklich die Geschichte eurer Familie erzählen.
Es geht nicht darum, dass Kinder nie lachen sollen. Sondern darum, dass alle Gefühle sichtbar sein dürfen. Lachen, Weinen, Trotz, Müdigkeit – sie sind Teil der Realität, Teil der Verbindung, Teil der Erinnerung.
Die Botschaft, die bleibt
Wenn wir weniger darauf achten, dass ein Lächeln „passt“, und mehr darauf, die Wahrheit einzufangen, vermitteln wir unseren Kindern etwas Wertvolles: Deine Gefühle sind willkommen, sie sind richtig, sie zählen. Wir sagen ihnen: Du darfst sein, wie du bist - nicht nur, wenn alles perfekt wirkt.
Und genau darin liegt der Unterschied zwischen einem klassischen Familienshooting und einer Familienreportage: Wir halten nicht nur das Schöne fest, wir halten das Echte fest. Wir schaffen Erinnerungen, die eure Kinder später ansehen und spüren lassen:
So war unser Leben. So war ich. So waren wir zusammen.




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