Müssen wir vorher aufräumen? Warum das Chaos willkommen ist.
- jana-welsch
- 30. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt wird, wenn eine Familie eine Familienreportage oder Wochenbettreportage bucht, lautet:
„Müssen wir vorher aufräumen?“
Meine Antwort: Ihr dürft. Aber ihr müsst nicht.
Zwischen Aufräumen und Ankommen
Ich kenne das selbst: Abends, wenn endlich Ruhe einkehrt, denke ich manchmal, ich müsste noch die Küche aufräumen oder das Wohnzimmer herrichten. Und dann geht es einfach nicht mehr, weil ich müde bin, weil ich mich stattdessen auf die Couch setze oder weil die Energie schlicht aufgebraucht ist.
Dieses Ringen zwischen Ordnung und Chaos kennen wir alle. Und genau deshalb möchte ich euch sagen: Ihr müsst eure Räume nicht für die Kamera zurechtrücken. Denn so, wie es gerade ist, erzählt es von euch, von eurer Lebensphase, von eurem Alltag.
Euer Zuhause erzählt mit
Euer Zuhause ist mehr als nur ein Ort. Es ist der Raum, in dem ihr lebt, lacht, streitet, liebt. Dort liegen die Bausteine, die Hälfte der Puppe, das Buch mit dem abgeknickten Einband, der Stapel Wäsche, der noch nicht gefaltet ist. Genau das ist Realität. Genau das ist Elternschaft.
Heute seht ihr vielleicht nur das Chaos. Später werdet ihr euch erinnern: „Ach ja, genau so sah unser Leben damals aus.“ Und während ihr an Berge von Bodys und Mini-Socken zurückdenkt, werden eure Kinder sich an etwas anderes erinnern: daran, dass ihr miteinander Zeit verbracht habt. Dass ihr gekuschelt, getröstet und gelacht habt...egal, ob neben einem Wäscheberg oder auf einem frisch gemachten Bett.
Und irgendwann – wenn die Jahre vergangen sind – werden genau diese Dinge Erinnerungsanker. Die Spielsachen, die damals jeden Tag im Wohnzimmer lagen. Der bunte Becher, den euer Kind nie aus der Hand geben wollte. Der Schlafsack, der ständig am Sofa hing. Heute vielleicht nur „Unordnung“, später aber ein Schatz, weil ihr euch dank dieser Details erinnert: So war unsere Zeit damals. So haben wir gelebt.
Ordnung oder Chaos – beides ist echt
Vielleicht fühlt ihr euch wohler, wenn ihr die Decke glattzieht, die Tassen wegräumt und das Wohnzimmer kurz durchlüftet. Auch das ist absolut in Ordnung. Wenn ihr so entspannter seid, ist das eure Wahrheit und dann soll sie auch auf euren Bildern sichtbar werden.
Aber falls die Spielsachen herumliegen, der Wäschestapel noch wartet und die Krümel vom Frühstück auf dem Tisch sind: Lasst es so. Auch das ist eure Realität, und sie erzählt eine Geschichte, die später kaum noch greifbar sein wird.
Die Kunst liegt nicht im Entweder-oder, sondern darin, euch so zu zeigen, wie ihr seid und wie ihr euch wohlfühlt.
Und wenn der Wäscheständer es auf ein Bild schafft, glaubt mir, irgendwann werdet ihr ihn mit liebevollem Schmunzeln anschauen.



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